Wie sollen Kinder wissen, was sie werden wollen, wenn sie nichts ausprobieren dürfen?
Immer wieder höre ich, wie Jugendliche sagen:
„Ich weiss gar nicht, was ich später mal machen möchte.“
Vielleicht hast du das auch schon erlebt – als Mama, als Papa, als Lehrperson, als Coach, als jemand, der junge Menschen begleitet.
Und vielleicht hast du dich auch schon gefragt:
Warum ist das eigentlich so?
Ich habe mich zurückerinnert, wie das bei mir war.
Ich durfte so vieles ausprobieren – einfach, weil es möglich war.
Ich habe mit meinen Gspänli Fenster geputzt, mit der Puppenküche gekocht, Büro gespielt, gemalt, gebastelt, genäht, Computer auseinandergeschraubt, Sport gemacht, einen Babysitterkurs absolviert, bin reiten gegangen und so vieles mehr.
Ich hatte die Freiheit, zu erleben, zu scheitern, zu entdecken, was mir liegt – und was eben nicht.
Und irgendwie wusste ich dadurch auch, was ich später mal machen möchte.
Nicht, weil ich es mir überlegt habe, sondern weil ich es gefühlt und erlebt habe.
Heute sehe ich oft das Gegenteil.
Kinder werden immer früher in enge Bahnen gelenkt.
Von aussen kommen schnell Sprüche wie:
„Das bringt doch nichts.“
„Dafür bist du noch zu klein.“
„Mach lieber etwas Sinnvolles.“
Und so bleiben viele Möglichkeiten ungenutzt.
Weil das Leben für Kinder oft schon so eng geworden ist.
Dabei lernen wir nicht durchs Nachdenken, was wir gut können – sondern durchs Tun, Erleben, Scheitern und Dranbleiben.
Vielleicht dürfen wir als Erwachsene unseren Kindern wieder mehr Erfahrungsräume schenken.
Ihnen zumuten, sich selbst zu entdecken.
Sie ermutigen, Fehler zu machen.
Und ihnen vertrauen, dass ihr Weg sich im Tun zeigt – nicht im Grübeln.
Denn genau das ist es, was Kinder brauchen:
Erfahrungen, die ihnen zeigen, was sie können – und was vielleicht auch nicht.
Nicht jede Erfahrung muss „sinnvoll“ oder „nützlich“ sein.
Manchmal sind es genau die kleinen, verrückten oder scheinbar belanglosen Dinge, die später den Unterschied machen.
Lassen wir unsere Kinder wieder entdecken, spielen, ausprobieren.
Denn genau da – im Tun, im Leben selbst – entsteht Orientierung.
Und wer weiss: Vielleicht entdecken sie dabei sogar Fähigkeiten, von denen wir als Erwachsene gar nicht zu träumen wagen.
Und jetzt zu dir:
Was durftest du als Kind alles ausprobieren? Und was davon hat dich vielleicht bis heute geprägt?