Neulich hatte ich Klassentreffen. Es war eines dieser Treffen, bei denen man in Erinnerungen schwelgt, lacht, staunt – und plötzlich mit alten Fragen konfrontiert wird, die einen tiefer berühren, als man erwartet hätte.
Zwei Männer aus unserer damaligen Klasse waren da, und sofort kamen mir Bilder aus unserer Schulzeit in den Kopf. Damals hätte man sie wohl als Störenfriede oder Problemkinder bezeichnet. Sie hatten viele Flausen im Kopf, das stimmt. Aber was mich heute beschäftigt, ist nicht, dass sie auffällig waren – sondern wie mit ihnen umgegangen wurde.
Ich erinnere mich an einen Lehrer, der eine besondere Art hatte, uns zu motivieren: In seinem Pult lagen immer 10 bis 20 Tafeln Schokolade – und wenn wir gut mitmachten, gab es eine süße Belohnung. Mal ehrlich: Wie cool war das eigentlich?
Aber derselbe Lehrer konnte auch anders. Wenn ihm etwas zu viel wurde, warf er seinen Schlüsselbund durch den Raum. Und einmal rief er zwei kräftige Schüler zur Hilfe, um jemanden aus dem Unterricht zu entfernen – der sich an allem festhielt, was in Reichweite war. Er wollte nicht gehen. Und doch wurde er rausgetragen.
Heute frage ich mich: Musste das so sein? Hat man damals das Kind gesehen – mit seinem Potenzial, mit seiner Geschichte, mit seinen Gefühlen? Oder war er einfach „nur“ der Störenfried?
Ich glaube, wir alle tragen solche Szenen in uns – ob wir Zuschauer:innen waren, Betroffene oder still Mitfühlende. Und oft sind es nicht nur die offensichtlichen Konflikte, sondern das, was nicht gesagt, nicht gefragt, nicht gefühlt wurde, das nachwirkt.
Diese Fragen lassen mich nicht mehr los. Denn ich sehe, wie sehr uns solche Erlebnisse prägen – ein Leben lang. Der eine steckt es vielleicht besser weg. Der andere weniger. Aber diese Momente graben sich ein. Und ich frage mich: Welche Spuren wollen wir als Erwachsene hinterlassen?
Ein Impuls – kein Urteil
Was wäre, wenn wir beginnen würden, nicht nur das Verhalten eines Kindes zu sehen, sondern das Bedürfnis dahinter?
Was wäre, wenn wir in einem „Problemkind“ nicht das Problem sehen würden – sondern ein Kind, das aus Überforderung, Unsicherheit oder innerem Schmerz heraus handelt, weil es keinen anderen Weg kennt?
Und was wäre, wenn wir als Erwachsene nicht sofort reagieren müssten, sondern zuerst hinfühlen dürften?
Ich glaube fest daran: Jeder Mensch – ob Kind oder Erwachsener – verdient es, mit Würde gesehen zu werden. Nicht nur als Teil eines Systems, sondern als Mensch mit einer Geschichte.
Und jetzt?
Diese Gedanken lassen mich nicht nur nachdenklich, sondern auch neugierig zurück. Ich möchte tiefer eintauchen – Gespräche führen mit genau diesen Menschen, die damals auffällig waren.
Ich will wissen: Was haben sie erlebt? Was hätten sie gebraucht? Was wirkt bis heute nach?
Daraus soll mehr entstehen. Vielleicht eine Methode. Vielleicht ein neuer Blick auf alte Muster. Sicher aber: Ein Beitrag zu mehr Menschlichkeit in schwierigen Momenten.
Wenn du ähnliche Gedanken trägst oder selbst Erfahrungen gemacht hast – schreib mir. Vielleicht ist dein Impuls der nächste, der gehört werden will.
Für Eltern, die tiefer gehen möchten
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„Nicht das Verhalten des Kindes steht im Vordergrund – sondern der Blick auf seine Kraft, Würde und Einzigartigkeit.“
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